CP/M Plus am Commodore 128

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Die Vorgeschichte

CP/M wurde bereits in den frühren 70er Jahren von Gary Kildall und seiner Firma Digital Research Inc. (DR) für die Verwendung in Computern entwickelt, die auf dem 8080-Prozessor von Intel basierten. Später wurde es für den Z80-Prozessor adaptiert, der zum 8080-Prozessor kompatibel ist und außer im Commodore 128 auch in vielen populären Computern und Konsolen Verwendung fand, unter anderem im Sega Master System und in dessen Handheld-Zwilling Game Gear.

Neben den Varianten für die genannten 8bit-Prozessoren entstanden später auch 16bit-Versionen für Intel 8086/88-Rechner (IBM-PC) mit dem Namen CP/M-86 und, etwas exotischer, eine Version für 68000er-Rechner namens CP/M-68k.

CP/M Plus oder CP/M 3, das beim Commodore 128 (und bei anderen Computern wie dem Epson QX-10) zum Einsatz kommt, stellt die letzte Entwicklungsstufe von CP/M auf 8bit-Rechnern dar. Es erschien erst 1982 und konnte sich nicht mehr gegen den neuen Konkurrenten Microsoft behaupten, der ein Jahr zuvor mit dem neuen Betriebssystem MS-DOS für IBM-PCs daran ging, den Markt zu erobern, der zu dieser Zeit von einer anderen Firma mit technisch weit überlegenen Rechnern dominiert wurde, nämlich von Apple.

CP/M ist also ein Vorläufer von MS-DOS und des in den 80ern ebenso verbreiteten DR-DOS von Digital Research, das mit MS-DOS nahezu identisch ist und später der monopolistischen Politik von Microsoft zum Opfer fiel. DR selbst existiert nicht mehr, nachdem es von Novell geschluckt wurde.

Was ist CP/M?

CP/M ist ein Betriebssystem für die genannten Rechnertypen und bedeutet "Control Program/Monitor". In den frühen 80er Jahren existierten unzählige Rechnertypen nebeneinander, die jeweils eigene Betriebs- und Filesysteme hatten. Das machte sowohl die Softwareentwicklung als auch die Datenübertragung zwischen den Geräten kompliziert und teuer. Dank CP/M brauchten Programme bei Rechnern, für die eine CP/M-Version existierte, nicht jedesmal neu entwickelt zu werden. Nur das BIOS (Basic Input Output System) von CP/M selbst muss an den jeweiligen Rechnertyp angepasst werden, die Programme sind dann auf allen Plattformen lauffähig.

Neben dem BIOS braucht CP/M auch BDOS (Basic Disk Operating System), CCP (Console Command Processor) und TPA (Transient Program Area), diese Bereiche sind aber bereits hardwareunabhängig und daher auf allen CP/M-Computern identisch.

CP/M am Commodore 128

Als Commodore den C128(D) konzipierte, hatte man das riesige CP/M-Softwareangebot im Auge, mit dem vor allem Profi-Anwender geködert werden sollten. Leider hatte man bei Commodore die Entwicklung am Softwaremarkt verschlafen, denn als der C128 veröffentlicht wurde, war CP/M bereits veraltet und MS-DOS hatte sich überall durchgesetzt. Darüber hinaus war der C128 erheblich teurer als der C64, für den zu dieser Zeit auch GEOS schon erhältlich war, das an das damalige Apple-Betriebssystem angelehnt war und für C64-Verhältnisse Erstaunliches leistet.

Dementsprechend schlecht verkaufte sich der C128 auch. Die meisten Besitzer erfreuten sich, so sie über einen entsprechenden Monitor verfügten, manchmal am C128-Modus mit 80 Zeichen-Darstellung und am sehr leistungsfähigen CBM Basic 7.0, der C64-Modus wurde aber häufiger genutzt, da es für den C128-Modus kaum Software gab. Der CP/M Modus wurde von der großen Mehrheit der Besitzer völlig ignoriert. CP/M-Software war zwar Mitte der 80er Jahre noch überall erhältlich, sie war aber im Vergleich zu C64-Programmen extrem teuer und Raubkopien kursierten auch so gut wie gar nicht. Auch den meisten Heimcomputerzeitschriften war der CP/M-Modus kein Anliegen, scheinbar wollte niemand etwas mit diesem Fremdkörper zu tun haben. Dabei hat CP/M Plus durchaus einige Vorzüge: Einige Programme wie dBase, Wordstar oder Turbo Pascal sind für 8bit-Heimcomputerverhältnisse schnell, professionell und leistungsfähig, vor allem im Vergleich zu den meisten C64-Aplikationen, von GEOS einmal abgesehen, das zwar unbestritten sehr viel aus dem C64 herausholt. Der Datenaustausch zwischen CP/M Plus und anderen Rechnern funktionierte im C128-Zeitalter auch sehr gut, da die Disketten im Gegensatz zum 1541-Format ohne Probleme auch auf anderen CP/M-Rechnern verwendbar waren. Eine weitere Stärke von CP/M war das umfangreiche DFÜ-Softwareangebot, das dem des C64 funktionell haushoch überlegen war.

Warum hat sich CP/M Plus am C128 also nicht als Betriebssystem durchgesetzt? Um einigermaßen schnell zu laufen, brauchte man außer einem C128 auch ein schnelleres Laufwerk als die 1541, nämlich eine 1571, und einen 80 Zeichen-Monitor. Wer sich das leisten konnte bzw. musste, legte noch etwas drauf und griff lieber gleich zu einem PC. Der wurde mit MS-DOS ausgeliefert und hatte eine Fastplatte. Und er war in den Augen vieler das System der Zukunft.

CP/M Plus-Hardwarevoraussetzungen

Die absolute Minimalkonfiguration für den Betrieb von CP/M Plus am Commodore 128 ist ein C128 mit einem Fernseher und einem 1541-Diskettenlaufwerk.

Die 1541 (und die zu ihr kompatiblen, langsamen Laufwerke) ist viel zu langsam, um einen sinnvollen Betrieb zu ermöglichen. Alleine der Bootvorgang dauert mehrere Minuten. Eine 1571 (extern oder im C128D) hat nicht nur den Vorteil, dass sie Disketten beidseitig lesen/beschreiben kann, was das Lesen von Fremdformaten wesentlich erleichtert, sie ist auch viel schneller als die 1541 und macht das Arbeiten ohne Festplatte einigermaßen erträglich.

Genauso wichtig ist ein Monitor, der den 80-Zeichen-Modus des C128 unterstützt. CP/M Plus wurde zwar dahingehend für den C128 adaptiert, dass es auch im 40-Zeichen-Modus lauffähig ist, allerdings muss dann mit den Cursortasten immer durch den Arbeitsbereich gescrollt werden, wodurch das Arbeiten so komfortabel wird wie die Textverarbeitung auf einem Handy.

Ein sinnvolle Minimalkonfiguration für CP/M Plus ist also ein Commodore 128 mit einem 1571-Diskettenlaufwerk (bzw. ein C128D) und einem Monitor, der den 80-Zeichen-Modus beherrscht. Ein Monochrommonitor ist in den meisten Fällen ausreichend, da fast alle CP/M-Programme mit einer soliden Farbtiefe von 1 Bit auskommen.

Nützliche Ergänzungen sind Drucker, Modem, ein Zweitlaufwerk oder eine RAM-Erweiterung (1700 und 1750, das weit verbreitete GEORAM-Modul kann unter CP/M leider nicht genutzt werden).

Die CP/M-Systemdiskette, die zusammen mit jedem C128 ausgeliefert wurde, kann hier auf der C128 Tool-Seite heruntergeladen. Diese Diskette hat ein spezielles Dateiformat, um im C128-Modus bootfähig zu bleiben, und kann wie jedes D64-Image auf eine 5,25”-Diskette übertragen werden. Wer seine Originaldiskette noch hat, kann sich diese Prozedur natürlich ersparen. Einige sehr alte Versionen (Datum am Label der Disk älter als Dezember 1985) sind mit Vorsicht zu genießen, da sie nicht alle Features von CP/M Plus unterstützen.

Starten von CP/M Plus

Um CP/M Plus zu starten, wird die Diskette im Laufwerk 8 platziert und danach der Computer im 80-Zeichen-Modus eingeschaltet. Der C128 bootet nun selbsttätig. Die Eingabe des Befehls "Boot" ist natürlich ebenso möglich, falls die Diskette nicht rechtzeitig eingelegt wurde.

Nach einigen Sekunden (bei Verwendung einer 1541 kann es auch länger dauern) erscheint am rechten unteren Rand des Bildschirms eine Floppy-Statusanzeige im Format "R/W XTT SS". (R = read/lesen, W = write/schreiben, X = logisches Gerät, zB Diskettenlaufwerk Nummer 8, TT = track/Spur, SS = Sektor). Greift das Laufwerk auf die Rückseite der Diskette zu (1571), erscheint zwischen TT und SS ein "-". Aufgrund eines Bugs ist diese Anzeige ausgerechnet bei Verwendung des 1571-Laufwerks nicht immer korrekt.

Manche Monitore, z.B. der Commodore 1402-Monochrommonitor, können diese Zeile nicht anzeigen. Das ist zwar nicht unbedingt erforderlich, allerdings kann die Arbeit dadurch erschwert werden, da auch die Auswahl des Diskettenformats, von dem etwas später die Rede sein wird und das für den Datenaustausch mit dem PC von Bedeutung ist, in dieser Zeile vorgenommen wird.

Nach Beendigung des Bootvorgangs meldet sich das Betriebssystem mit einem "A>"-Prompt. Nun können entweder so genannte transiente (speicherresidente) Befehle aufgerufen werden (z.B. dir) oder Programme durch eintippen ihres Namens (Bestätigung wie gewohnt mit Return) aufgerufen werden. Im zweiten Fall wird CP/M sofort aktiv und sucht auf der eingelegten Diskette nach dem verlangten Programm. Wird es gefunden, lädt es CP/M in den Arbeitsspeicher und startet es. Wird das Programm vom Anwender beendet, ist kein Neustart notwendig, CP/M meldet sich wieder mit dem Prompt und wartet auf neue Eingaben. Durch Drücken der Tastenkombination STRG+C kann auch ein Soft-Reset ausgelöst werden, CP/M springt wieder in den Ursprungszustand zurück. Ein neuerliches Booten kann so vermieden werden. Das ist besonders praktisch, wenn die Floppy ihren Betrieb verweigert.

All jenen, die bereits Erfahrungen mit MS-DOS gesammelt haben, wird es nicht schwer fallen, sich in CP/M einzuarbeiten. Das Commodore 128(D)-Handbuch für den CP/M-Modus ist hier XXX kommt noch XXX erhältlich. Es enthält, neben einer Einführung in C128-CPM, eine genaue Beschreibung aller Befehle sowie aller Dienstprogramme, die sich auf der Rückseite der Original-CP/M-Diskette befinden.

Einige CP/M-Anwendungen und -Spiele stehen unter http://www.funet.fi/pub/cpm/ zum Download zur Verfügung.

Autor: Georg Fuchs, lotek64@aon.at, http://www.lotek64.com

 

Links:

Einige kostenlose Tools und viele Informationen über CP/M gibt es bei Herne Data Systems: http://www.herne.com

CP/M über Telnet: telnet://elena.sysun.com:4006/ (Es gibt auch ein Laufwerk B: mit einigen Programmen zum Ausprobieren)

Eine sehr gute deutschsprachige CP/M Seite, auf der auch das unverzichtbare Tool 22Disk 1.44 erhältlich ist: http://www.gaby.de/

Historische Informationen: http://www.maxframe.com/CPM.HTM

Software gibt es hier auf der Emuecke unter C128 Tools oder : http://www.funet.fi/pub/cpm/

D64-Image der Original-CP/M-Bootdisk von Commodore gibt's hier auf der Emuecke unter C128 Tools oder bei: http://www.funet.fi/pub/cpm/sys/c128/system/index.html  

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